Bei der Präsidentenwahl im serbisch-dominierten Teil von Bosnien und Herzegowina wurde Regierungskandidat Karan vorläufig zum Wahlsieger erklärt. Er gilt als Vertrauter des abgesetzten Machthabers Dodik. Die Opposition spricht von Wahlmanipulation.
Im serbischen Landesteil von Bosnien und Herzegowina, Republika Srpska (RS), hat Sinisa Karan von der Regierungspartei SNSD nach vorläufigen offiziellen Angaben die Präsidentenwahl gewonnen. Nach Auszählung von 93 Prozent der Wahllokale kam er laut Zentraler Wahlkommission auf rund 50,9 Prozent der Stimmen. Der Oppositionskandidat Branko Blanusa der SDS erreichte demnach rund 47,8 Prozent.
Karan ist ein Vertrauter des bisherigen Präsidenten Milorad Dodik, der wegen separatistischer Aktivitäten nach einem Gerichtsurteil abgesetzt worden war und nicht erneut kandidieren durfte.
Karan dankt Dodik in Siegesrede
Karan dankte seinen Wählern und insbesondere seinem politischen Mentor Dodik. „Als es am schwierigsten war, hat das serbische Volk gesiegt. (…) Ein großes Dankeschön an Milorad Dodik und an alle Abgeordneten, die die Republika Srpska verteidigt haben.“ Dodik betonte, Karans Sieg zeige trotz „ungünstiger Umstände“ die Stabilität der Republika Srpska.
Der 63-Jährige Karan ist Professor der Rechtswissenschaften und war unter Dodik Wissenschaftsminister und Innenminister. Er galt als Favorit der sechs Kandidaten. Im Wahlkampf gab er sich, wie Dodik, als Kämpfer ausschließlich für serbische Interessen in Bosnien.
Bosnien und Herzegowina ist in den serbisch-regierten Landesteil Republika Srpska, in die bosniakisch-kroatisch regierte Föderation sowie den Brčko-Distrikt als Sonderverwaltungsgebiet unterteilt. Die Teilentitäten verfügen über eigene politische Institutionen und sind durch eine schwache Zentralregierung verbunden. Die Machtverteilung zwischen Serben, Bosniaken und Kroaten wird nach Quoten aufgeteilt. So gibt nicht nur einen, sondern drei Staatspräsidenten für die rund 3,2 Millionen Einwohner.
Opposition klagt über Manipulation
Der unterlegene Blanusa machte nicht näher erläuterte Unregelmäßigkeiten für seine Niederlage verantwortlich. „Wenn es keine Manipulationen gegeben hätte, hätte ich heute Abend den Sieg verkünden können“, sagte er nach Angaben bosnischer Medien. Seine Partei verlangte die Wiederholung der Stimmabgabe in drei Städten, da es dort zu Wahlbetrug gekommen sei.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Zweifel daran, dass die Wahlen in der Republika Srpska fair verlaufen. Wahlberechtigt waren am Sonntag rund 1,2 Millionen Menschen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur rund 35 Prozent – und damit erheblich niedriger als 2022, als sie 53 Prozent betrug.
Weil es sich um vorgezogene Wahlen handelte, wurde der neue Präsident nur für ein Jahr gewählt – bis zum Ende der parlamentarischen Legislaturperiode. Der Urnengang wurde daher als Probelauf für die 2026 anstehenden Parlaments- und Präsidentenwahlen gesehen.