Schon kurz nach dem Zoll-Deal zwischen der EU und den USA hat Falk Donner mit enttäuschenden Anrufen gerechnet. Und sie kamen: „Erst gestern hat mich ein Vertriebler angerufen mit der Info, dass er die Wärmepumpe nicht ins Programm nimmt“, berichtet der Sanitärinstallateur: „Er bleibt erstmal bei der Therme, wenn wir jetzt von Trump Gas kaufen.“
Donner kennt das bereits. Immer, wenn politische Entscheidungen den Glauben an eine zielgerichtete Energiewende in Frage stellen, warten Kunden ab. Und Abwarten kostet Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren Energien oder der Wärmewende. Bis zu 300 Wärmepumpen verkauft Donner im Jahr an Händler oder Privatleute. Schon die Diskussion über das Gebäudeenergiegesetz hat viel Vertrauen gekostet – und damit Kunden.
„Passt nicht in neue Welt“
Schon jetzt kostet auch der Zoll-Deal Vertrauen. Obwohl unklar ist, wie realistisch die Zusage der EU gegenüber den USA über 750 Milliarden Dollar für Energie bis zum Ende von Trumps Amtszeit ist: pro Jahr also Milliarden Dollar für Flüssiggas, Öl und Brennstäbe für Kernkraftwerke.
„Das passt nicht in die neue Welt“, sagt Carsten Körnig. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) befürchtet, dass durch den Deal mehr fossile Energieträger auf den Markt gebracht als aktuell nachgefragt werden. Denn die EU-Kommission selbst kann die versprochenen Einkäufe nicht tätigen. Sie müsste entweder die Regierungen der Mitgliedsstaaten dazu verpflichten oder die Preise durch Subventionen senken – während sie gleichzeitig die CO2-Bepreisung in den kommenden Jahren steigern möchte.
Planungssicherheit fehlt
„Die Frage ist, wie wir uns in Deutschland auch zu unseren Klimazielen bekennen“, gibt Reiner Stauss zu bedenken. Der Geschäftsführer von Ritter Energie im schwäbischen Dettenhausen beliefert bundesweit 800 Handwerker mit Anlagen für Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen. Zudem hat er auch Gasthermen im Portfolio. Stauss vermisst einen tieferliegenden Plan, eine Strategie, die langfristig ausgelegt ist und damit Vertrauen schafft. „Es ändern sich zu viele Dinge zu schnell. Hier und weltpolitisch.“
Obwohl sie den Deal alle für unrealistisch halten, ist die mangelnde Planungssicherheit bei Stauss, Körnig und Donner unisono Thema. „Wenn es heißt, ‚rein in die Pantoffeln, raus aus den Pantoffeln‘, wird auch nicht investiert“, so der Chef des BSW-Solar, Körnig. Gerade die Solarbranche habe in den vergangenen Jahren beispielhaft vorgemacht, was Vertrauen bewirken kann. Laut statistischem Bundesamt waren auf den Dächern im März 2025 4,2 Millionen Photovoltaik-Anlagen installiert; das sind 800.000 mehr als im Vorjahresmonat und fast doppelt so viele wie im März 2022 – Balkonkraftwerke nicht mitgezählt.
Neue Abhängigkeit von der USA?
Der „Solar-Boom“ der letzten Jahre wurde laut Körnig durch zwei Krisen zusätzlich befeuert. „Während Corona wuchs das Bedürfnis vieler Menschen nach mehr Selbstversorgung, auch weil sie daheim mehr Zeit verbracht haben.“ Der Krieg in der Ukraine mit der darauffolgenden Energiekrise und steigenden Energiepreisen habe den Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und einer preiswerten solaren Eigenversorgung weiter erhöht.
„Jetzt begibt man sich ja wieder in Abhängigkeit – diesmal von den USA“, befürchtet Stauss. Dass Deutschland fossile Energieträger benötigt, stellt er nicht in Frage. „Vor allem in der Industrie ist Bedarf da.“ Dieser sollte aber nicht nur von einigen wenigen Staaten gedeckt werden.
Gas bleibt weiterhin wichtig
Falk Donner sieht es genauso und bezeichnet sich als großen Hybrid-Fan: „Wir können nicht alles mit Sonne und Wind machen, weil uns noch die Energiespeicher fehlen.“ Für Spitzenlastzeiten sind daher die geplanten Gaskraftwerke nötig und damit auch Gas, um diese zu betreiben. Zudem bestehe in energieintensiven Unternehmen weiterhin großer Bedarf an günstigen Brennstoffen, so Donner.
„Allein wegen der schieren Menge, die mit dem Geld eingekauft werden müsste, würde der Preis fallen“, schätzt der Sanitärinstallateur. Dadurch würde der Kostenvorteil von Erneuerbaren Energien schwinden. Donner gibt offen zu, dass er davon als Unternehmer profitiert. „Wir leben davon, dass CO2 immer teurer wird“, sagt der Wärmepumpenhändler. Je nachdem, wie die EU nun weiter agiert, steht das nach dem Energie-Deal wieder in Frage. Und Falk Donner muss sich auf weitere enttäuschende Anrufe einstellen.