Angeblicher Angriff auf Putin-Residenz: Kritik an Trumps Reaktion

Von | 31. Dezember 2025

Der Krieg um die Zukunft der Ukraine ist auch ein Kampf um das Denken von US-Präsident Donald Trump. Denn ihn sehen sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch Kreml-Chef Wladimir Putin als Richter der letzten Instanz.

Nach seinem Treffen mit Trump in Florida am Montag dürfte Selenskyj gedacht haben, einen Punkt erzielt zu haben – schließlich verlief der Gipfel ganz ohne Drama. Doch dann griff Putin zum Telefon und behauptete im Gespräch mit Trump, die Ukraine habe eine seiner Residenzen mit Drohnen angegriffen. Und sofort war Putin wieder obenauf, denn Trump war sauer: „Das gefällt mir nicht, das ist nicht gut. Heute morgen habe ich davon erfahren – wissen Sie, von wem? Von Präsident Putin! Das hat mich sehr verärgert.“ Auf Nachfrage gestand Trump aber ein, keine Geheimdienstinformationen über den angeblichen Angriff zu haben.

Ex-US-Botschafter in Kiew: Putin lügt wie gedruckt

William Taylor reagierte beim US-Sender CNN mit Unverständnis auf Trumps Statement. Denn bekanntermaßen lüge der Kreml-Chef wie gedruckt, so der ehemalige US-Botschafter in Kiew. „Als Putin 2014 die Krim besetzt hat, hat er gesagt: ‚Nein, das sind keine russischen Soldaten! Keine Ahnung, wessen Soldaten das sind!‘ Eine glatte Lüge. Als Putin 2022 kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine stand, sagte er: ‚Niemals würden wir in die Ukraine gehen! Die Amerikaner sind einfach nur hysterisch!‘ Auch das glatt gelogen. Nichts, was Präsident Putin sagt, können Sie für bare Münze nehmen.“

       

Trump glaubte Putin schon öfter

Schon mehrmals hat Trump Putin Glauben geschenkt und damit Kopfschütteln ausgelöst. So 2018 beim Gipfeltreffen in Helsinki. Die US-Geheimdienste waren damals zu dem Schluss gekommen, dass Russland versucht hatte, 2016 die Präsidentschaftswahl in den USA zugunsten Trumps zu beeinflussen. Doch Trump erklärte vor der Weltpresse, das stimme nicht – denn Putin habe ihm gesagt, dass das nicht stimme.

Don Bacon, Abgeordneter der Republikaner, hält es für einen Fehler historischen Ausmaßes, dass sich Trump beim Ukraine-Krieg immer wieder auf die Seite der Russen zu schlagen scheint. „Hier gibt es eine moralische Blindheit, eine moralische Uneindeutigkeit. Ich verstehe es nicht! Das wird einmal in die Geschichtsbücher eingehen. Und ich will, dass Amerika da auf der richtigen Seite steht. Ich hoffe, dass der Präsident erkennt: Bei diesem Krieg geht er als Chamberlain in die Geschichte ein, nicht als Churchill.“

US-NATO-Botschafter: Unklar, ob Angriff stattgefunden hat

Vom Weißen Haus kam zunächst kein klärendes Wort dazu, wie der Präsident den angeblichen Angriff auf die Putin-Residenz beurteilt. Doch dann brach der US-Botschafter bei der NATO, Matthew Whitaker, beim Sender Fox Business das Schweigen: „Es ist unklar, ob (der Angriff) tatsächlich stattgefunden hat. Es erscheint mir etwas taktlos, so kurz vor einem Friedensabkommen zu stehen – wobei die Ukraine wirklich ein Friedensabkommen erzielen möchte – und dann etwas zu tun, das als leichtsinnig oder nicht hilfreich angesehen werden könnte.“

Eine noch größere Distanz zu seinem Chef riskierte der Botschafter nicht. Denn Trump gilt als nachtragend und verlangt absolute Loyalität.

Whitakers Fazit: „Wir werden sehen, was die Geheimdienstinformationen dazu sind. Für mich ist das Wichtigste, was die Geheimdienste der Vereinigten Staaten und unserer Verbündeten dazu sagen, ob dieser Angriff tatsächlich stattgefunden hat.“

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