Trumps Pharma-Abkommen kann teure Folgen für Europa haben

Von | 22. Dezember 2025

14 der 17 größten Pharmaunternehmen der Welt hätten zugestimmt, die Arzneimittelpreise in den USA drastisch zu senken, verkündete US-Präsident Donald Trump Ende vergangener Woche in Washington. Das sei der mit Abstand größte Erfolg für die Bezahlbarkeit von Arzneimitteln in der Geschichte des amerikanischen Gesundheitswesens, so der US-Präsident. Während der Ansprache im Weißen Haus war er umringt von den CEOs der besagten Pharmakonzerne.

Auf den ersten Blick betrifft Trumps Pharma-Abkommen Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA. Doch während des Wochenendes ist deutlich geworden, dass es wohl auch spürbare Folgen für die Menschen in Europa haben wird – insbesondere aber für die in der Schweiz.

Preise außerhalb der USA steigen mutmaßlich

In der Schweiz kosten Medikamente bisher deutlich weniger als in Amerika. Gleichzeitig ist die Pharmabranche für einen erheblichen Teil der Wirtschaftsleistung des Landes verantwortlich. Die Schweizer Konzerne Novartis und Roche tragen das neue Pharma-Abkommen mit der US-Regierung ausdrücklich mit.

Die USA unter Donald Trump würden künftig weniger bezahlen für Medikamente, sagte der Pharma-Fachmann des Schweizer Finanzunternehmens Vontobel, Stefan Schneider, im Sender SRF. Trump wolle nicht akzeptieren, dass Medikamente in den USA mehr kosteten als anderswo. Deswegen sei es für die Schweizer Pharmaindustrie nun wichtig, außerhalb der USA ihre Preise anzuheben – und zwar auf eine Höhe, die von den USA dann als Referenzpreise zum Festsetzen der eigenen Preise auf dem heimischen Markt betrachtet würden, so der Pharma-Analyst Schneider.

Die Folge des Pharma-Abkommens könnte also sein: Außerhalb der USA müssen die Medikamente steigen, damit sie in den Vereinigten Staaten günstiger werden können.

Verzögerung bei Einführung neuer Medikamente droht

Der Chef des Baseler Pharmakonzerns Roche, Thomas Schinecker, hat das in einem Zeitungsinterview indirekt bestätigt. Länder wie etwa die Schweiz müssten künftig mehr für Medikamente zahlen, sagte Schinecker dem Schweizer Tages-Anzeiger. Der Roche-CEO forderte die Regierung in Bern indirekt auf, die Pharma-Preise entsprechend anzuheben. In der Schweiz ist es der Bund, der über diese Preise bestimmt.

Falls die Regierung nicht handele, werde es leider zu weiteren Verzögerungen bei der Einführung von neuen Medikamenten in der Schweiz kommen, so der Roche-Chef Schinecker in dem Interview.

Debattenstoff in der Schweizer Politik

Dass Menschen in Europa künftig wohl mehr für Pharma-Produkte bezahlen müssen, damit sie in den USA billiger werden, sorgt in der Schweizer Politik für handfeste Diskussionen. „Ich verstehe, dass es für die Pharma-Branche jetzt eine schwierige Zeit ist“, sagte die sozialdemokratische Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider bereits vor sechs Wochen dem Sender SRF. „Aber dann, was die Preise angeht, ich glaube, das ist klar, dass nicht die Leute durch ihre Krankenkassenbeiträge die Preissenkungen in den USA bezahlen.“

Anders klang es am Wochenende bei den Liberalen der Schweizer FDP und den Christdemokraten von der Partei Die Mitte. Man werde sich künftig bei wenigen, hoch innovativen Medikamenten auf höhere Preise einstellen müssen, so der Gesundheitspolitiker Andri Silberschmidt von der FDP.

Was Trumps Pharma-Abkommen für Deutschland bedeutet, ist noch unklar. Beteiligt an der Vereinbarung war jedenfalls auch das rheinland-pfälzische Unternehmen Boehringer Ingelheim.

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