Hunderttausende ziehen bei Christopher Street Day durch Berlin

Von | 27. Juli 2025

In Berlin hat unter dem Motto „Nie wieder still!“ der Christopher Street Day begonnen. Laut den Veranstaltern zogen Hunderttausende Menschen durch die Stadt. Bei einer kleinen Gegendemonstration gab es Festnahmen.

Hunderttausende Menschen haben am Samstag unter dem Motto „Nie wieder still!“ den Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Das teilten Veranstalter und Polizei mit. Sie zogen mit einer bunten Demonstration durch Berlin. Mit rund 80 Trucks und mehr als 100 Gruppen führte der Zug vom Leipziger Platz über den Potsdamer Platz bis zum Brandenburger Tor.

„Die Demonstration war so groß wie lange nicht mehr“, teilte der Vorstand des Berliner CSD-Vereins am Samstagnachmittag mit.

26.07.2025, Berlin: Mit einer überdimensionalen Regenbogenfahne ziehen Teilnehmer bei der 47. Berlin Pride, der Demonstration zum Christopher Street Day (CSD), durch die Stadt. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
CSD-Demonstration zieht durch Berlin

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Zug setzte sich gegen Mittag in Bewegung

Die Veranstaltung wurde um 11:30 Uhr eröffnet, etwa eine Stunde später setzte sich der Zug in Bewegung. Zuvor gab es am Vormittag ein stilles Gedenken am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – mit dabei war Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der später auch auf der Demo mitlief.

Der CSD wollte ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und für die Sichtbarkeit queerer Menschen setzen – auch als Antwort auf zunehmende rechtsextreme Anfeindungen und politischen Gegenwind. „Hass ist krass, doch Liebe ist krasser“, lautet eine der zentralen Botschaften.

„Zirkuszelt“-Bemerkung als Vorlage für Botschaften

Zahlreichen Demonstrantinnen und Demonstranten nutzten die „Zirkuszelt“-Bemerkung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) als Vorlage für kreative Botschaften. Auf Schildern standen unter anderem Sprüche wie „Genau mein Zirkus“ oder „Manege frei für Demokratie, Vielfalt und Liebe“.

Merz hatte die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), zum CSD keine Regenbogenflagge auf dem Bundestag zu hissen, mit den Worten verteidigt: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt.“

Neben dem großen CSD-Umzug waren mehrere kleinere Demonstrationen von queeren Aktivistinnen und Aktivisten angemeldet. Beim „Internationalistischen Queer für Befreiung“ kamen am späten Nachmittag in Kreuzberg 5.000 Menschen zusammen. Demonstriert wird für einen „antikolonialen, antirassistischen, antikapitalistischen Freiheitskampf“. Eine weitere Demonstration mit 300 angemeldeten Teilnehmenden war ebenfalls in Kreuzberg geplant.

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Verstärkte Polizeipräsenz und rechter Gegenprotest

Die Polizei ist nach eigenen Angaben in der ganzen Stadt mit rund 1.300 Kräften im Einsatz. Hinzu kommen etwa 1.000 private Sicherheitskräfte sowie rund 280 Sanitäterinnen und Sanitäter.

Auch Protest gegen den CSD war angekündigt. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen den CSD-Terror und der Identitätsstörung“ waren zwei Demonstrationen mit insgesamt 400 Teilnehmern angemeldet. Bei der ersten Demonstration kamen nach Angaben eines rbb-Reporters rund 20 bis 30 Teilnehmer, die der rechtsextremen „Deutschen Jugend Voran“ zuzordnen waren. Die zweite Gegenkundgebung wurde laut Polizei abgesagt.

Die Anmelderin der ersten Kundgebung ist laut Polizei festgenommen worden. Die Frau und weitere fünf Personen seien in der Messer- und Waffenverbotszone am Alexanderplatz überprüft worden. Gegen sie seien Verfahren wegen Beleidigung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet worden. Am Versammlungsplatz der Kundgebung sei ein weiterer Teilnehmer wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz festgenommen worden.

Demo-Route des CSD Berlin 2025. (Quelle rbb24)

Die Demo-Route des Berliner CSD 2025.

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Christopher Street Day erinnert an Protest im Jahr 1969

Bereits am Freitag gab es einige Proteste und Aktionen. So zogen am Nachmittag sind laut Polizei rund 4.500 Menschen im Rahmen des „Community Dyke* March“ durch Kreuzberg und Neukölln zum Treptower Park. Die Teilnehmenden setzen sich insbesondere für die Sichtbarkeit von Lesben ein.

Aus Protest gegen die die „Zirkuszelt“-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz und die dieses Jahr nicht stattfindende Regenbogenflaggen-Hissung auf dem Reichstagsgebäude legten Aktivist:innen eine 400 Quadratmeter große Regenbogenflagge auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude aus.

Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse am 28. Juni 1969 in New York: Polizisten stürmten damals die Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transmenschen aus.

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Sendung: rbb24, 26.07.2025, 13:10 Uhr

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